Einen Roadtrip durch Andalusien müsste es eigentlich auf Rezept geben: Weiße Bergdörfer treffen auf kilometerlange Sandstrände und urige Tapas-Bars an jeder Ecke. Genau aus dem Grund haben wir uns die Region in Spanien für unseren zehntägigen Roadtrip mit dem Camper ausgesucht. Unsere Route ging in der schönsten Stadt Andalusiens los und brachte uns bis zum südlichsten Punkt des europäischen Festlandes.
Andalusien-Roadtrip (10 Tage): alle Stopps auf der Karte
Start/Ziel: Sevilla, die Abholstation für den Mietcamper ist etwa 13 km vom Stadtzentrum entfernt
Kilometer: 650 km, allerdings haben wir immer wieder Abstecher gemacht und waren so etwas länger unterwegs
Reisedauer: Ihr solltet euch mindestens 7 Tage Zeit nehmen, noch besser sind 10 Tage
Reisezeit: Im Sommer kann es sehr heiß und voll werden, besser für einen Roadtrip sind der Mai oder September/Oktober
Mietcamper: gebucht über CamperDays vom Vermieter McRent
1. Tapas und viel Sonne in Sevilla (Tag 1-3)
Es gibt Städte, in denen man sich auf Anhieb wohlfühlt. Sevilla grüßt uns mit knapp 40 Grad, einem wunderschönen Stadtkern und trubeligen Tapas-Bars an jeder Ecke. Unseren Camper holen wir am ersten Tag noch nicht ab, denn wir möchten uns für die Stadt zwei volle Tage Zeit nehmen. Sevillas Zentrum ist recht kompakt und die meisten Sehenswürdigkeiten liegen zwischen dem Parque de María Luisa im Süden, dem Marcarena-Viertel im Norden und dem Río Guadalquivir im Westen. Ihr könnt die Stadt also wunderbar zu Fuß erkunden.
Meine Highlights in der Stadt:
- Die Kathedrale mit ihrerer Sandsteinfassade (unbedingt auf die über 30 Meter hohe Giralda steigen!) gehört zu den größten gotischen Bauwerken der Welt und stammt aus dem 15. Jahrhundert. Nicht verpassen: das monumentale Grabmal von Christoph Kolumbus.
- Real Alcázar: Ein Spaziergang durch die ehemaligen königlichen Gärten (inklusive Pfauen) und die mit hübschen Fliesen geschmückten Innenräume lohnt sich. Kein Wunder, dass das Gebäude mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
- Parque de María Luisa und Plaza de España: Die grüne Oase ist perfekt, wenn ihr Abkühlung und Ruhe vom Großstadtlärm braucht. Auf der berühmten Plaza de España könnt ihr euch ein Ruderboot leihen und auf den Kanälen entlang paddeln.
- Hospital de los Venerables Sacerdotes: Lasst die Malereien von Diego Velázquez, den Künstler des Goldenen Zeitalters, auf euch wirken. Danach könnt ihr es euch zwischen den Orangenbäumen im Innenhof gemütlich machen.
- Metropol Parasol: Auf der angeblich größten Holzkonstruktion der Welt (von den Einheimischen Las Setas – die Pilze – genannt) könnt ihr den Tag spektakulär ausklingen lassen. Ein Aufzug bringt euch hoch auf das Bauwerk. Dort könnt ihr über den Dächern von Sevilla entlang spazieren.
Für unsere Zeit in Sevilla haben wir uns im Boutiquehotel Casa de Colón(ca 80 Euro für ein Doppelzimmer/Nacht) einquartiert. Es liegt in einer ruhigen Seitengasse keine 50 Meter von der Kathedrale entfernt in einem wunderschönen restaurierten Gebäude. Die liebevoll hergerichteten Zimmer und der Innenhof mit Buntglasfensternsind richtig gemütlich. Auf der riesengroßen Dachterrasse könnt ihr den Tag ausklingen lassen.
2. Jerez de la Frontera: Sherry, Flamenco und Pferde (Tag 3-4)
Unser Campervan-Roadtrip durch Andalusien führt uns eine Stunde in den Süden – genauer gesagt nach Jerez de la Frontera. Die Stadt repräsentiert all das, was Andalusien so bekannt macht: Sie ist Hauptstadt der andalusischen Pferdekultur, die Wiege des spanischen Flamenco-Tanzes und der berühmteste Ort für die Herstellung des Sherrys. Rund 20 Bodegas gibt es in der Stadt, wo ihr euch für Führungen anmelden könnt. Falls ihr die Anmeldung verpasst habt, könnt ihr in der Touristeninformation nach spontanen Führungen fragen. Besonders beliebt ist die Bodegas Tradición, wo sich die riesengroßen Sherry-Fässer nur so stapeln. Was viele nicht wissen: Hier findet man auch eine kleine private spanische Kunstsammlung mit Werken von Goya und Velázquez.
Einen kurzen Spaziergang entfernt befinden sich die imposante Kathedrale und das Alcazar, das älteste Bauwerk der Stadt. Mit den Sehenswürdigkeiten von Sevilla kann es Jerez nicht aufnehmen, aber das macht die Stadt auch gar nicht so besonders. Mich hat die Stadt vor allem wegen ihrer guten Restaurants, den kleinen Tavernen und der kreativen Flamenco-Szene begeistert. Quartiert euch am besten auf einem Stellplatz am Rande der Stadt ein und stürzt euch ins Nachtleben. Denn was Jerez wirklich so besonders macht, ist die entspannte Stimmung in der Stadt. Versteckt in den engen Straßen nördlich der Plaza de Arenal verstecken sich urige kleine Bars und tabancos, wo ihr authentisch und preisgünstig Tapas essen könnt.
3. Zu den weißen Dörfer von Andalusien (Tag 4-5)
Die Ruta de los Pueblos Blancos verbindet die schönsten weißen Dörfer Andalusiens miteinander und führt euch durch eine gebirgige Naturlandschaft. Los geht es in Arcos de la Frontera. Das Örtchen vereint alles, was ein weißes Dorf ausmacht: eine spektakuläre Klippen-Lage in 185 Metern Höhe und eine verschlafene Altstadt mit weiß getünchten Bögen über verwinkelten Gassen. Dort angekommen heißt es: bequeme Schuhe anziehen, tief durchatmen und hoch geht’s! Eine Verschnaufspause solltet ihr unbedingt am Plaza del Cabildo einlegen. Am höchsten Punkt der Stadt stehen das Rathaus, die Stadtburg und die Iglesia Parroquial de Santa María de la Asunción Seite an Seite. Die Aussichtsplattform, der sogenannten Balcón de la Peña Nueva, bietet euch einen wundervbollen Blick über das Tal und die Altstadt.
Über Serpentinen geht es am nächsten Tag weiter über die Zahara de la Sierra, Algodonales, Olvera und Setenil de las Bodegas. Nehmt euch für die 147 Kilometer lange Route am besten ein bisschen Zeit und haltet dort an, wo es euch gefällt. Wir waren zwei Tage in der Gegend unterwegs. Endpunkt der Route ist die Stadt Ronda. Sie liegt auf dem Gipfel einer Schlucht und ist wohl eines der meistfotografierten Motive Andalusiens. Wegen der Lage ist die Stadt touristisch unglaublich beliebt, so richtig ruhig ist es hier also nie. Trotzdem solltet ihr zumindest einen halben Tag durch die historische Altstadt mit den Renaissance-Villen spazieren. Die Schlucht könnt ihr über eine der drei Brücken überqueren. Sie verbinden die Neustadt mit der Altstadt.
4. Wandern im Parque Natural Sierra de las Nieves (Tag 5-7)
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Von Ronda aus geht der Roadtrip durch Andalusien weiter in den Südosten. Allerdings legen wir nach knapp 15 Minuten schon wieder einen Halt ein: Der Parque Natural Sierra de las Nieves erstreckt sich im äußersten Süden Spaniens und soll ein Paradies zum Wandern sein. Er ist fast unbewohnt (eine Ausnahme ist das Dorf Yunyuera, wo es auch eine Touristeninformation gibt) und bekannt für die seltene Spanische Tanne (pinsapo), die großen Höhlen und rund 1.000 Steinböcke.
🚐 Lesetipp: Andalusiens Südosten mit dem Wohnmobil entdecken
Durch den Park führen verschiedene Wanderwege, der spannendste davon führt auf den Torrecilla (1918 Meter), den höchsten Gipfel Westandalusiens. Los geht’s am Àrea Recrativa Los Quejingales, zu dem eine 10 Kilometer lange Piste von der A376 führt (folgt am besten der Beschilderung). Von Los Quejugales windet sich der Weg über 470 Meter leicht steil hoch durch die Schlucht Cañada de los Cuernos bis zum hohen Pass Puerto de los Pilones. Nach einer relativ ebenen Strecke durch stille Tannenwälder geht es nochmal 230 Meter steil hinauf zum Gipfel, der eine herrliche Aussicht bietet. Die Wanderung dauert fünf bis sechs Stunden hin und zurück und ist als mittelschwer einzustufen.
5. Tarifa: der südlichste Punkt auf dem Festland (7-8)
Heute steht eine längere Fahrt auf dem Plan: Über Serpentinen geht es von den Bergen bis hinunter ans Meer. Am liebsten würden wir immer wieder anhalten, denn immer wieder liegen schöne Aussichtspunkte am Wegesrand. Am Mirardor del Mar bekommt ihr schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was euch im Tal erwartet: kilometerlange Strände mit guten Wellen. Die Fahrt an der Küste entlang ist wie gemacht für spontane Badepausen.
Algeciras lassen wir vorerst links liegen, denn unser Ziel ist die schöne Stadt Tarifa – oder eher der Campingplatz Torre de la Peña. Hier könnt ihr zwischen verschiedenen Stellplätzen wählen, die schönsten sind ohne Frage die direkt am Meer. Denn hier schlaft ihr wirklich mit dem Rauschen der Wellen ein. Der Platz ist der perfekte Ausgangspunkt, um Surfen zu gehen oder einen faulen Strandtag einzulegen. Bis nach Tarifa sind es außerdem nur 15 Minuten Fahrt.
🚐 Lesetipp: Die 10 schönsten Campingplätze in Andalusien
Tarifa solltet ihr auf keinen Fall auslassen, denn sie liegt am südlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Bei gutem Wetter könnt ihr von den Burgmauern bis nach Afrika schauen. Außerdem sind die strahlend weißen Gassen der Altstadt islamischen Ursprungs und erinnern stark an Marokko. Am besten geht ihr durch die Puerta de Jerez und bummelt durch die labyrinthischen Straßen mit den vielen Cafés und Shops. Und irgendwann landet ihr wieder am Strand: Besonders schön ist der Playa de Los Lances mit seinem feinen Sand und perfekten Bedingungen zum Windsurfen.
6. Strand-Hopping an der Costa de la Luz (Tag 8-9)
Tarifa hat uns schon einmal einen Vorgeschmack auf die goldenen, windumtösten Strände gegeben. Heute geht es weiter an der Küste entlang. Hier reihen sich gleich mehrere schöne Orte aneinander. Besonders schön sind die Strände in Zahara de los Atunes und El Palmar. Beide Orte haben sich zu entspannten Strandorten mit guten Restaurants, Surfschulen und lebendigen Bars entwickelt. El Palmar gilt außerdem als Ort mit den besten Wellen Andalusiens. Hier reiht sich ein Surfshop an den nächsten und die hohe Brandung sorgt für optimale Bedingungen zum Wellenreiten.
Legt unbedingt einen Stopp in Bolonia ein: Das winzige Dorf nordwestlich von Tarifa liegt zwischen einem weißen Strand und Pinienhügeln. Hier befinden sich die eindrucksvollen Überreste des römischen Baelo Claudia. Das Theater ist noch relativ gut erhalten; außerdem gibt es noch ein gepflastertes Forum, Thermalbäder, einen Markt, eine Marmorstatue und die Säulen einer Basilika zu entdecken. Die Atmosphäre an diesem Ort ist magisch, denn ihr befindet euch zwischen großen Dünen und dem Meer.
7. Cádiz, du bist so schön (Tag 9-10)
Unser Roadtrip durch Andalusien mit dem Campervan neigt sich langsam dem Ende zu. Meiner Meinung nach gibt es kaum eine schönere Stadt als Cádiz, um einen Urlaub enden zu lassen. Nehmt euch unbedingt Zeit für die Stadt, denn hier ist es einfach nur traumhaft schön. Die 3.000 Jahre alte Altstadt ist komplett von Meer umschlossen und mit ihrem Wirrwarr von Gassen richig romantisch.
Am besten erkundet ihr Cádiz auf eigene Faust, indem ihr euch einfach treiben lässt. Das Herzstück von Cádiz ist die Kathedrale mit ihrer goldenen Kuppel. Der Bau aus dem 16. Jahrhundert eignet sich wunderbar als Orientierungspunkt, wenn ihr euch mal wieder in den verwinkelten Gassen der Altstadt verloren habt. Mein Tipp für einen traumhaften Blick über Cádiz: Auf den Torre Tavira steigen und das Panorama der Stadt genießen. In dem weißen Barockturm gibt es auch eine Camera Obscura, über die ihr das Treiben in der Stadt in Echtzeit seht.
An den kilometerlangen Stränden im Südwesten könnt ihr locker den ganzen Tag vertrödeln – am Abschnitt Playa de Santa Maria sogar mit Blick auf die Kathedrale. Für einen schönen Sonnenuntergang und kühle Getränke empfehle ich euch den Playa de la Caleta, der im Westen der Stadt in einer geschützten Bucht liegt. Hier ist wirklich immer etwas los. Macht es einfach wie die Einheimischen und nehmt euch einen guten Vino und ein Strandtuch mit.
Und wie lässt sich so ein Tag am besten beenden? Natürlich mit Tapas! Im Ausgehviertel Barrio de la Viña versteckt sich mit dem Casa Manteca eine echte Institution. In dem urigen Laden ist es immer gerappelt voll, also schaut, dass ihr pünktlich dort seid, um einen der begehrten Plätze zu ergattern.
Titelbild: #522808965 | Urheber: © Voyagerix – stock.adobe.com
Kraterwandern in Island, ein Roadtrip durch sechs US-Staaten oder Oldtimer fahren auf Kuba: Ich durfte bereits viele faszinierende Orte dieser Welt entdecken. Mit dem Camper oder Mietwagen reise ich besonders gerne, denn kein Gefühl ist schöner als völlig flexibel unterwegs zu sein. Muss unbedingt mit in den Urlaub: tonnenweise Musik und mindestens ein gutes Buch.
6 Kommentare
Hallo und Guten Tag
im September und Oktober wollen wir eine Andalusien-Rundreise mit unserem Wohnmobil unternehmen.Von Hamburg aus, tiefster Punkt Tarifa.
Zurück über Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien und Holland.
Kann man diese Strecke in diesem Zeitraum schaffen, ohne zu hetzen ?
Natürlich wollen wir uns in Andalusien auch etwas aufhalten.
Andalusien soll der Schwerpunkt der Reise sein.
Vielen Dank und liebe Grüße aus Hamburg
Hartmut
Hallo Hartmut,
von Hamburg nach Tarifa und wieder zurück sind es knapp 5.800 Kilometer, was insgesamt etwa einer Fahrzeit von (ohne Pausen!) von 56 Stunden entspricht. Das ist schon eine ganz schöne Strecke, aber definitiv in zwei Monaten machbar. An eurer Stelle würde ich erst einmal bis nach Andalusien fahren und dort ganz entspannt bleiben – beim Campen ist man ja zum Glück flexibel und im September und Oktober müsst ihr auch nicht mehr so viel vorbuchen. Auch eine Rückreise über Frankreich, Belgien und Holland sehe ich als unproblematisch an, da die Länder quasi “auf der Strecke” liegen. Die Fahrt über Portugal wäre ein Umweg, deswegen würde ich an eurer Stelle spontan entscheiden, ob ihr nach Andalusien noch genügend Zeit habt. Generell empfehlen wir immer pro Tag nicht mehr als 200 Kilometer zurückzulegen, um entspannt zu reisen und genug vom Land zu sehen.
Viele Grüße
Julia von CamperDays
Wir planen einen Andalusien Aufenthalt im Winter 2018 /2019. würde sich ihre vorgestellte Rundreise auch im Winter eignen.? Wir hätten allerdings viel mehr Zeit und würden die Route langsam abbummeln. Meinen sie, das wäre lohnenswert? Sind die Campingplätze ganzjährig geöffnet? Herzlichen Dank renate
Hallo Frau Hoffmann,
in Andalusien ist das Klima rund ums Jahr mild. Wenn Sie nicht gerade einen Badeurlaub planen, ist diese Rundreise auch für den Winter geeignet. Mit rund 10°C und um die 7 Regentage pro Monat ist das Wetter dann zwar deutlich frischer und instabiler als im Sommer, aber auch im Januar und Dezember können Sie sonnige, milde Tage erleben.
Die meisten Campingplätze sind ganzjährig geöffnet, nur um Weihnachten rum haben viele zu. Da sollten Sie sich im Vorfeld um einen Stellplatz kümmern. Der Vorteil: in der Off-Season sind die meisten Campingplätze nochmal deutlich günstiger!
Viele Grüße
Alex von Camperdays
Hallo. Was würde uns ein womo für 2 Erwachsene u. 2 Kinder ab und an Malaga kosten. Vom 19.08 lösten 14 Tage lang.
Wir möchten nach Tarif runter.
Boder 212 8786 rottenmann austria
Hallo Gernot,
ein toller Reiseplan 🙂 Ich habe mal einen Camper für 4 Personen bei uns rausgesucht, schauen Sie mal hier: https://booking.camperdays.de/b/wl.php?b=26d0d481d22e64fb41481a6cd70e8c16
Alternativ können Sie hier https://www.camperdays.de/wohnmobile-spanien/malaga.html auch gerne eine Suche mit dem Reisezeitraum durchführen, dann werden Ihnen die ganzen Wohnmobile angezeigt.
Natürlich beraten wir Sie auch gerne. Sie erreichen uns kostenlos und unverbindlich unter 0800 334 334 344.
Lassen Sie uns gerne wissen, wenn wir Ihnen noch weiterhelfen können!
Viele Grüße
Dimi von CamperDays