Blau das Meer, gelb der Sand, rot die Felsen und dazu die bunt blühende Pflanzenwelt: Ein Algarve-Roadtrip ist bunt! Mit dem Wohnmobil seid ihr besonders flexibel unterwegs, denn an der Fels- und Sandalgarve öffnen von Jahr zu Jahr mehrere Campingplätze. Ich nehme euch mit auf meine Rundreise von Faro bis zum Cabo de São Vicente. Wo ihr dort am besten campen könnt und welches Wohnmobil sich am besten für euren Roadtrip eignet, erfahrt ihr hier.
Algarve-Roadtrip mit dem Wohnmobil: Karte und Infos
Strecke: ca. 330 km
Reine Fahrzeit: 5:20 Stunden
Beste Reiseszeit: Mai/Juni oder September/Oktober
Optimale Dauer: 10 Tage
Mietcamper: optimalerweise ein kompakter Kastenwagen mit WC/Dusche
1. Faro-Flughafen: Hier startet der Algarve-Roadtrip mit dem Wohnmobil
Schon beim Landeanflug auf die Algarve scheint die Sonne und glitzert das Meer. Über Faro, die Hauptstadt der Algarve, fliegen wir erst einmal hinweg. Stattdessen geht es vom Flughafen zur Station, wo wir unseren Mietcamper für die nächsten 10 Tage abholen. Die Fahrt dorthin ist zum Glück kurz und unkompliziert, denn sie liegt nur ein paar Kilometer entfernt: Direkt am Flughafen startet die Buslinie 55, unterwegs sind wir gerade einmal 25 Minuten.
Dort angekommen, werden wir Schritt für Schritt in das Wohnmobil eingewiesen. Obwohl es sich um einen kompakten Kastenwagen handelt, haben wir WC, Dusche und sogar eine kleine Küche mit Kühlschrank an Bord.
Nach der Abholung geht es direkt weiter zum ersten Campingplatz, den wir schon reserviert haben. In der Nebensaison ist das an der Algarve eigentlich nicht nötig, aber für den ersten Abend ist das einfach bequemer. Nur zehn Minuten sind es bis zum Faro Campervan Park. Der Platz ist einfach gehalten, kostet für zwei Erwachsene aber auch nur 12,50 Euro pro Nacht. Duschen und Sanitäranlagen sind vorhanden, einen richtigen Campingplatz mit einer Top-Ausstattung dürft ihr allerdings nicht erwarten. Der Platz ist gut gelegen, wenn ihr Faro und die Umgebung erkunden möchtet.
2. Faro: Storchennester, Kirchtürme und Sandstrände
Die größte und lebendigste Stadt der Algarve begrüßt und mit einer schönen Altstadt, riesengroßen Storchennestern auf den Kirchtürmen und einer entspannten Atmosphäre. Obwohl Faro als Hauptstadt der Algarve gilt, wirkt sie nicht wie die typische Touristenstadt. Vielleicht, weil der Strand direkt vor der Haustür fehlt. Den erreicht man nämlich nur mit dem Boot, indem man durch ein Lagunengebiet schippert. Bevor es an den Strand geht, schauen wir uns aber erst einmal die Stadt an:
- Der Kirchplatz von Faro, der Largo da Sé, wird von der großen Kathedrale und dem Rathaus dominiert. Der Platz ist groß, weitläufig und von Orangenbäumen eingerahmt. Rund um den Platz findet ihr Snackbars mit schönen Terrassen.
- Die Fußgängerzone rund um die Rua de Santo António ist ein kleines Einkaufsparadies mit Boutiquen, Souvenirläden und Cafés. Ihr wolltet zum Beispiel immer schon einmal portugiesisches Porzellan besitzen? Hier seid ihr richtig.
- Vier- bis sechsmal täglich schippert eine Fähre auf die unbewohnte Insel Deserta mit ihren langen Sandstränden. Alternativ könnt ihr auch mit dem Anbieter Formosamar durch das Haff Ria Formosa fahren und auf Vogelbeobachtung gehen.
Auch wir schnappen uns ein Boot, aber fahren zum Praia de Faro, einem langen Strand südlich des Flughafens. Außerhalb der Sommermonate ist die Küste fast menschenleer und wir haben viel Platz für uns alleine. Ein Spazierweg führt teilweise durch die Dünen und direkt am Meer gibt es gute Grill-Restaurants. Außerdem praktisch: Von der Bushaltestelle am Strand sind es nur zwanzig Minuten bis zu unserem Campingplatz.
3. Quinta do Lago: Mit Fernglas und Wanderschuhen ins Haff
Die Strände rund um Faro gehen in das Lagunengebiet Quinta do Lago über, das zum Naturpark Ria Formoso gehört. Vom Parkplatz führen zwei Wanderwege durch die Naturlandschaft, die unter anderem Heimat für das Purpurhuhn mit seinem orangeroten Schnabel ist. Aber auch weiße Flamingos machen es sich in der Lagune gemütlich und scheinen sich nicht an uns zu stören.
Was wir auf dem Wanderweg lernen: Das ruhige und flache Meer hinter den vorgelagerten Düneninseln erwärmt sich schnell und verdunstet stark. Aus dem Grund gibt es hier in der Gegend einen sehr hohen Salzgehalt. Bei den großen weißen Bergen, die ihr immer wieder am Wegesrand seht, handelt es sich um Salz, denn hier in der Gegend wird das berühmte Meersalz abgebaut.
4. Portimão: Willkommen an der Felsenalgarve
Unser Algarve-Roadtrip mit dem Wohnmobil führt uns von der Sand- an die Felsenalgarve. Die Stadt Albufeira lassen wir links liegen. Warum? Im Sommer verdreifacht sich die Einwohnerzahl. Wenn ihr nicht mitten ins Nachtleben wollt, macht ihr lieber einen großen Bogen um die Stadt.
Stattdessen geht es für uns in die Stadt Portimão, denn dort starten Bootstouren entlang der Felsenalgarve. Wegen der guten Bewertung haben wir uns für den Anbieter Algarve Discovery entschieden – und werden nicht enttäuscht. Die Ausflugsboote sind klein und die Guides wissen wirklich alles über diese Region. Vom Hafen aus geht es an der Steilküste entlang in die kleinen Grotten, die sich zwischen den Felsen verstecken. Besonders beeindruckend ist die Gruta de Benagil, weil die Sonne durch das Loch in der Höhlendecke fällt. Das Wasser an den Stränden der Algarve schimmert tiefblau, die orangerötlichen Felsen stehen in einem schönen Kontrast dazu. Nach zwei Stunden trudeln wir wieder am Hafen ein.
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Wenn ihr noch etwas Zeit hat, lohnt sich ein Spaziergang durch das ehemalige Fischerviertel. Portimão ist nämlich bekannt für die Fischerei und die Sardinenfabriken. Das Museo de Portimão erzählt auf unterhaltsame und originelle Weise von der Herstellung. Schon beim Eintreten pfeifen Dampfmaschinen, Sirenen heulen auf, Töpfe klappern. Die Fabrikgeräusche lassen keinen Zweifel an der früheren Nutzung des heutigen Museums.
5. Lagos und Umgebung: gutes Essen und Traumstrände
Lagos gehört unbedingt auf eure Liste, wenn ihr einen Algarve-Roadtrip macht. Die Stadt ist zwar kleiner als Faro, wird aber gerne als geheime Hauptstadt der Algarve bezeichnet. Die autofreie Altstadt ist wie gemacht für einen ausgedehnten Spaziergang. Schaut auf jeden Fall in der heiligen Kirche des Antonius vorbei. Von außen wirkt die Kirche mit ihrer weiß gekalkten Fassade eher bescheiden, aber im Inneren trauen wir unseren Augen kaum: Alles ist vergoldet, von den Wänden bis zum Altar. Der Goldschmuck wurde damals aus Brasilien importiert und sollte Macht und Reichtum symbolisieren.
In Lagos könnt ihr auch wunderbar essen gehen. Die Adegha de Marina ähnelt einem großen hallenartigen Speisesaal, wo es fangfrischen Fisch und gutes Fleisch gibt. Wenn ihr lieber im Freien sitzt, kann ich euch das einfache, aber sehr gute Escondidinho empfehlen. Süßen Nachttisch gibts danach dann in der Pastelaria Taquelim Goncalves, eine alteingesessene Konditorei mit Terrasse.
Falls ihr in Portimão keine Bootstour gemacht habt, könnt ihr das in Lagos nachholen. Am Hafen starten Boote und fahren euch zu den schönsten Grotten der Umgebung. Rund um Lagos gibt es außerdem wunderschöne Strände, wie zum Beispiel den Praia do Canavial, den Praia de Porto Mós oder den Praia do Camilo. Alle haben eins gemeinsam: Sie werden von den charakteristischen Felsen eingerahmt, die die Algarve so besonders machen.
6. Cabo de São Vicente und die Strände im Südwesten
Mein Highlight auf der Algarve-Rundreise mit dem Wohnmobil? Cabo de São Vicente! Fast senkrecht fallen die 60 Meter hohen Klippen in den Atlantik und ähneln einem riesigen Schiffsbug. Bis ins Mittelalter dachten die Menschen, dass es sich bei diesem Plateau um das bewohnte Ende der Welt handelt. Wenn sich abends der Trubel legt und die letzten Ausflugsbusse gefahren sind, ist es hier besonders schön. Den Leuchtturm kennt ihr bestimmt von Fotos. Seine Strahlen sind 90 Kilometer weit zu sehen und sichern so das starke Verkehrsaufkommen von Supertankern zwischen Atlantik und Mittelmeer.
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Eine der schönsten Buchten liegt übrigens westlich des Kaps. Den winzigen Praia de Beliche erreicht ihr über Stufen, die in den Fels gehauen wurde. Allerdings ist es hier wegen der Strömung zu gefährlich zum Baden.
7. Die westliche Hügellandschaft der Algarve
Unser Algarve-Roadtrip mit dem Wohnmobil führt uns vom Strand ins Landesinnere. Die westliche Hügellandschaft der Algarve steht schon lange auf meiner Liste, denn sie ist ursprünglicher als die Küste. Fast menschenleer präsentieren sich die Naturparks, nur hin und wieder sehen wir ein weißes Dorf zwischen Korkeichen und Olivenhainen. Aber hier gibt es mehr zu sehen als man denkt:
- Silves war in arabischen Zeiten einst eine blühende Hauptstadt. Das maurische Kastell wacht noch heute über die Stadt. Fast alle Gassen führen steil hinauf, dazwischen warten zum Glück immer wieder kleine Cafés für eine Verschnaufpause. Oben angekommen, erwartet euch ein traumhafter Ausblick über die Stadt und die Orangenhaine. Die Festung aus rotem Sandstein ist ebenfalls interessant und ihr solltet euch auf jeden Fall eine Weile Zeit nehmen, um alles anzuschauen.
- Alte ist ein hübsches kleines Bergdorf mit weiß gekalkten Häusern und einer plätschernden Quelle, die direkt in das Tal führt. Der Dorfplatz mit der Kirche, einem Café und einem einfachen Restaurant ist vielleicht der Schönste an der gesamten Algarve. An heißen Tagen bietet das Naturschwimmbecken Fonte Grande Abkühlung. Ihr erreicht es, wenn ihr ab Fonte Pequena einen Kilometer den Wasserlauf aufwärts spaziert.
- Von Alte ist es nicht mehr weit in das Naturschutzgebiet Fonte Benémola. Wenn ihr PR16 LLE Fonte Benémola in das Navi eingebt, gelangt ihr zu einem Wanderparkplatz, wo leichte und mittelschwere Routen starten. Immer wieder trefft ihr auf den kleinen Bach, der durch das Tal plätschert, sorgt für Abkühlung. Wir entscheiden uns für den kurzen Rundweg und sind nur eineinhalb Stunden unterwegs, es gibt aber auch längere und anspruchsvollere Wanderrouten.
8. Olhão und Tavira: zwei wunderschöne Orte an der Sandalgarve
Unsere Algarve-Rundreise mit dem Wohnmobil führt uns von den Bergen wieder zurück ans Meer. Kurz hinter Faro beginnen endlose Sandstrände und erst an der Grenze zu Spanien enden sie. Manche sind durch Lagunen vom Festland getrennt. Hier gibt es zwei unglaublich schöne Orte: Das Fischerstädtchen Olhão und Tavira, das Klein-Venedig am Atlantik.
- Olhão ist eine Fischerstadt durch und durch. In den beiden großen Markthallen bekommt ihr regionale Zutaten aus der Region – von Obst und Gemüse oder Honig bis hin zu Likören und Gewürzen. Eine gesamte Halle konzentriert such nur auf den Verkauf von frischem Fisch! Schlendert außerdem ein bisschen durch Altstadt, die weißen Häuschen mit den bunten Blumen sind unglaublich romantisch. (Tipp: Direkt neben dem Intermarché Olhão kann man kostenlos übernachten, es gibt aber keinen Strom und das Campen ist nicht erlaubt).
- Tavira liegt malerisch am Fluss und wird wegen der vielen Kirchen und Stadtpaläste gerne als Venedig bezeichnet. So richtig an Venedig erinnert mich die Stadt zwar nicht, aber wunderschön ist das Örtchen trotzdem. Unbedingt ansehen solltet ihr euch den Burgberg von Tavira mit der arabischen Burganlage und der christlichen Kirchen. Es gibt sogar eine Camera Obscura über die ihr das Treiben in der Stadt live beobachten könnt und nebenbei noch etwas über die Stadtgeschichte erfahrt.
- Traumhafte Strände liegen auf den vorgelagerten Inseln Armona und Ilha do Farol. Fähren starten am Kai von Olhão circa 300 Meter östlich der Markthallen. Einziger Wermutstropfen: Auf den Inseln gibt es zwar Campingplätze, die sind aber leider für Wohnmobile nicht erreichbar, sondern für Camping-Fans mit Zelten vorgesehen.
9. Mein Fazit: Algarve-Roadtrip mit dem Wohnmobil
Das war er, unser Algarve-Roadtrip mit dem Wohnmobil! Nach 10 aufregenden Tagen bringen wir den Mietcamper zurück und ziehen unser Fazit: Die Algarve ist ein wundervoller Ort zum Campen. Besonders begeistert hat uns die Auswahl an verschiedenen Campingplätzen – vom gehobenen Campingplatz mit Pool über das Eco Camp bis hin zum einfachen Stellplatz vor der Stadt war alles mit dabei.
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Kraterwandern in Island, ein Roadtrip durch sechs US-Staaten oder Oldtimer fahren auf Kuba: Ich durfte bereits viele faszinierende Orte dieser Welt entdecken. Mit dem Camper oder Mietwagen reise ich besonders gerne, denn kein Gefühl ist schöner als völlig flexibel unterwegs zu sein. Muss unbedingt mit in den Urlaub: tonnenweise Musik und mindestens ein gutes Buch.