Kaum ein Land ist so kontrastreich und vielseitig wie Island – Eis und Feuer, Wasser und Lavaströme, Gletscher und Vulkane liefern sich hier einen ewigen Kampf, der die schönsten Landschaften hervorbringt. Wer Island mit dem Wohnmobil erkundet, kommt all diesen Orten besonders nah. Ganz unvorbereitet solltet ihr eure Reise aber nicht angehen: Was sind eigentlich F-Straßen? Und braucht man in Island einen Allrad-Camper? Was ist die schönste Route? Wir kläaren all diese Fragen in unserem Blogartikel.
1. Das passende Wohnmobil für Island finden
In der Nähe vom Internationalen Flughafen Keflavík gibt es mehrere Wohnmobil-Vermieter, wo ihr euren Camper für die Reise abholen könnt. Es lohnt sich, die Preise der verschiedenen Anbieter vorab zu vergleichen und so früh wie möglich zu buchen. Dann habt ihr eine deutlich größere Auswahl an Fahrzeugen und spart außerdem Geld auf den täglichen Mietpreis.
Die berühmte Ringstraße ist durchgehend asphaltiert und mit jedem Camper befahrbar. Sobald ihr ins Hochland fahren möchtet oder abgelegene Pisten erkunden wollt, braucht ihr allerdings ein Wohnmobil mit Allrad-Antrieb. Es gibt Allrad-Fahrzeuge mit oder ohne Dusche, in der Regel sind die Wohnmobile auf zwei Personen ausgelegt. Auf keinen Fall machen: Mit einem gewöhnlichen Wohnmobil die F-Straßen befahren (dazu gleich mehr)! Sollte das Wohnmobil dann beschädigt werden, haftet ihr komplett für den Schaden.
2. Island mit dem Wohnmobil: Verkehrsregeln, Tanken und Straßenverhältnisse
Wenn ihr Island mit dem Wohnmobil erkundet, geht es für euch durch traumhafte Landschaften. Generell sollte das Fahren auf Islands Straßen euch keine Probleme bereiten. Ein paar Tipps haben wir trotzdem für euch auf Lager:
- Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt innerorts 50 km/h, auf Landstraßen 80 km/h und 90 km/h bei Asphaltbelag.
- Unübersichtliche Straßenkuppen sind meistens mit dem Warnschild Blindhæð gekennzeichnet. Um auf möglichen Gegenverkehr entsprechend reagieren zu können, solltet ihr rechtzeitig auf die Bremse drücken.
- Tiere, zum Beispiel frei laufende Schafe, haben in Island immer Vorrang.
- Abblendlicht ist auch tagsüber Vorschrift, außerdem gilt eine Anschnallpflicht für alle Mitfahrenden und die Null-Promillegrenze.
- Abgesehen vom Hochland ist das Tankstellennetz relativ dicht. In größeren Orten sind die Tankstellen in der Regel bis 24 Uhr geöffnet; hier könnt ihr meist mit 500- oder 1.000.ISK-Scheinen oder Kreditkarten an Selbstbedienungsautomaten tanken.
- Das Wetter in Island kann sich rapide ändern und das hat stellenweise direkten Einfluss auf die Straßenverhältnisse – im Winter sind viele Strecken gefroren und Regen kann vor allem im Bereich der Schotterwege für Rutschgefahr sorgen.
- Häufig gehen in Island asphaltierte Straßen plötzlich in einen Schotterweg über. Wer seine Geschwindigkeit nicht rechtzeitig drosselt, riskiert den Kontrollverlust über sein Fahrzeug. Achtet also stets genau auf den Weg und fahrt vorausschauend, dann seid ihr auf der sicheren Seite.
- Schotterdecken bieten dem Fahrzeug häufig wenig Halt, führt Ausweichmanövern auf auf den schmalen schmalen Straßen also vorsichtig durch.
- Einige Brücken sind so schmal, dass sie nur von einem Fahrzeug überquert werden können. Zwar gilt hier die Regel, dass der Vorfahrt hat, der sich näher an der Brücke befindet – trotzdem solltet ihr auch hier umsichtig handeln und gegebenenfalls die Reaktion des entgegenkommenden Fahrzeugs abwarten.
3. F-Straßen in Island: nicht für jeden Camper geeignet
In Island werdet ihr das ein oder andere Straßenschild sehen, das mit einem F gekennzeichnet ist. Dabei handelt es sich um die sogenannten F-Straßen bzw. Hochlandstraßen, die nur mit Allradfahrzeugen zugänglich sind. Die Straßen sind in der Regel nur von Juli bis Mitte September geöffnet; außerhalb der Hochsaison dürft ihr die Straßen also nicht selber befahren, sondern nur an geführten Touren teilnehmen. Das Befahren der Pisten vor Öffnung wird mit Bußgeldern bestraft, regelmäßig kontrolliert die Polizei den Verkehr (sogar aus der Luft!)
F-Straßen in Island: gut zu wissen
- F-Straßen, die Straße 35 (Kjölur (von Gullfoss nach Syðri-lángamýri) und die Straße 550 (Kaldidalur) sind für gewöhnliche Camper ohne Allrad-Antrieb tabu. Immer verboten (egal ob Allrad oder nicht) sind unnummerierte Straßen.
- Nicht alle Allrad-Fahrzeuge sind für jede F-Straße in Island geeignet. Einige könnt ihr auch mit kleineren Allrad-Campern befahren, für andere wiederum benötigt man einen Superjeep. Alternativ könnt ihr in der Hochsaison immer auch geführte Touren in das Hochland buchen und den Camper sicher stehen lassen.
- Überlegt euch bei Flußüberquerungen gut, ob ihr das wirklich mit dem Mietcamper machen möchtet. Falls euch ein Fluß zu tief erscheint, dann kehrt lieber um, denn für solche selbstverschuldeten Schäden haftet der Vermieter nicht. Überquert Flüße langsam (5 km/h) und schaltet nicht in einen anderen Gang.
- Offroad-Fahren sind streng verboten. Nehmt keine Abkürzungen, sondern bleibt auf der Straße, um die Umwelt zu schützen. Das gilt auch dann, wenn ihr wenden möchtet. Auch bei Pfützen, Unebenheiten oder Schnee gilt: nicht umfahren, sondern mit dem Allrad-Fahrzeug überfahren.
- Sollte die Straße mal verschwinden und scheinbar nicht weiterführen, dann gilt: aussteigen und in Ruhe nach den Fahrspuren suchen. Fahrt niemals einfach Offroad weiter, denn sonst könntet ihr euch verfahren und die sensible Umwelt gefährden.
4. Camping in Island: viel Auswahl im ganzen Land
Island ist mit vielen Campingplätzen gut auf Wohnmobile eingestellt. Die meisten Plätze sind mit Toiletten, Duschen und Stromanschlüssen ausgestattet; teilweise gibt es auch eine Küche, Grillplätze und sogar einen Hot Tub. Die meisten Campingplätze sind nur von Mai bis September geöffnet, also informiert euch vorab, wenn ihr zur Nebensaison unterwegs seid.
Außerdem gut zu wissen:
- Im Sommer wird es in Island nicht dunkel, also packt am besten eine Schlafmaske ein, wenn ihr lichtempfindlich seid.
- Selbst in den Sommermonaten kann es nachts kalt werden. Warme Kleidung und/oder ein guter Schlafsack gehören also auf die Packliste.
- In der Hauptsaison sind beliebte Campingplätze gegen 18 Uhr voll. Reserviert dann lieber vorab oder fahrt die Plätze rechtzeitig an.
- Waschmaschinen gehören in Island nicht immer zur Ausstattung, in Schwimmbädern gibt es in der Regel aber Maschinen und sogar Trockner.
- Das Wildcampen mit dem Wohnmobil ist in Island generell verboten und wird vor allem im Süden streng kontrolliert. Mit Erlaubnis dürft ihr auf privaten Grundstücken kostenlos freistehen.
5. Die beste Reisezeit für Island mit dem Wohnmobil
Die beliebteste Reisezeit in Island ist von Juni bis August, mit den höchsten Durchschnittstemperaturen von 13 Grad, der niedrigsten Regenwahrscheinlichkeit und den längsten Tagen. Wenn ihr auf eigene Faust das Hochland erkunden möchtet, solltet ihr zu dieser Jahreszeit reisen. Allerdings ist im Sommer auch am meisten los. Die Sehenswürdigkeiten sind teilweise überfüllt und die Campingplätze und Mietwohnmobile teurer als sonst.
Eine ideale Zeit für Island mit dem Wohnmobil ist der Mai mit seinen langen, hellen Tagen. Ich selber war im Mai in Island mit dem Wohnmobil unterwegs und habe diese Zeit als besonders angenehm empfunden. Im ganzen Land war weniger los und teilweise hatten wir Temperaturen bis zu 20 Grad. Nachts wird es trotzdem noch sehr kalt, also warm einpacken!
Lesetipp: Mehr zur besten Reisezeit in Island
Ein anderer guter Reisemonat ist der September, letztlich der einzige wirkliche Herbstmonat. Meist habt ihr dann das Land fast für euch alleine, getaucht in warme Goldtöne. Die Nordlichter-Saison beginnt übrigens im September und reicht bis in den April hinein.
6. Die schönste Island-Rundreise mit dem Wohnmobil
Die schönste Rundreise mit dem Wohnmobil führt euch einmal über die Ringstraße und die Westfjorde. Es geht vorbei an Gletscherseen, Vulkankratern, Lavafeldern und Fjorden. Während die Ringstraße durchgehend asphaltiert ist, führen kleine Schotterstraßen euch in wunderschöne Nationalparks oder zu beeindruckenden Wasserfällen.
Lesetipp: Hier geht es zur Island-Rundreise für 14 Tage
Wenn ihr nur die Ringstraße erkunden möchtet, reicht eine Woche Island-Urlaub aus. Wenn ihr auch noch einen Abstecher ins Hochland und auf die wilderen Westfjorde machen möchtet, dann sind 14 Tage perfekt. Was die Westfjorde so besonders macht? Hier sind deutlich weniger Menschen unterwegs und die bunten Strände in dieser Region sind absolut umwerfend. Außerdem befindet sich hier einer der schönsten Wasserfälle Islands: Der Dynjandi stürzt kaskadenartig in die Tiefe und sieht aus wie in einem Bilderbuch.
Alle Angaben in diesem Artikel sind trotz sorgfältiger Recherche ohne Gewähr.
Titelbild: #285403349 | Urheber: ©Lab_Photo – stock.adobe.com
Kraterwandern in Island, ein Roadtrip durch sechs US-Staaten oder Oldtimer fahren auf Kuba: Ich durfte bereits viele faszinierende Orte dieser Welt entdecken. Mit dem Camper oder Mietwagen reise ich besonders gerne, denn kein Gefühl ist schöner als völlig flexibel unterwegs zu sein. Muss unbedingt mit in den Urlaub: tonnenweise Musik und mindestens ein gutes Buch.