Der weiße Riese, höchster Berg der Alpen und – je nach geographischer Abgrenzung – höchster Punkt Europas: Der Mont Blanc fasziniert seine Besucher seit Jahrhunderten. Der Weg auf den 4810 m hohen Gipfel ist eine anspruchsvolle Hochtour, für die einiges an alpinistischen Fähigkeiten, Kondition, Ausrüstung und Geld nötig ist. Bergwanderungen rund um den Mont Blanc bieten dafür bei deutlich weniger Anforderungen großartigen landschaftlichen Genuss. Die ideale Basis für unterwegs: ein Wohnmobil. Unser Kollege Frieder war mit seiner Familie und einem Camper auf der französischen Seite des Bergmassivs unterwegs.
Tour 1: Vallorcine – Lac d’Emosson
Auf 1100m finden wir mit der App Stellplatz-Radar einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz in der Nähe des Bahnhofs. Die erste Wanderung führt uns zur Staumauer des Lac d’Emosson. Während der 800 Höhenmeter Aufstieg überqueren wir auf dem steilen Bergweg die Grenze zur Schweiz. Bei Sonne unbedingt früh aufbrechen und ausreichend Getränke und Sonnenschutz mitnehmen. Nur zum Teil verläuft der Weg im schattigen Wald.
Nach vollbrachter Wanderung schmecken im Restaurant am See Salat und Kuchen des Restaurants besonders gut, während wir den ersten Mont Blanc-Ausblick genießen.
Den Abstieg sparen wir uns und nutzen die drei verschiedenen Bergbahnen des Parc d’Attractions du Châtelard hinunter zum Bahnhof des Mont Blanc-Expresses. Dieser schweizerisch-französische Zug bringt uns schließlich zum Wohnmobilstellplatz in Vallorcine zurück.
Daten zur Wanderung
Länge 6,2 km, 840 hm Aufstieg, 220 hm Abstieg (wenn Bergbahnen und Zug für Tal- und Rückfahrt genutzt werden)
Tour 2: Petit Balcon Sud in Chamonix
Nächster Stellplatz ist der Parkplatz Grépon der Seilbahn Aiguille du Midi in Chamonix (16 € / 24 Std.). Wir beobachten beim morgendlichen Baguette-Kauf die Warteschlange der Touristen, die sich für ein Vermögen in sommerlicher Kleidung auf den 3800 m hohen alpinen Gipfel mit Shopping-Welt und Restaurants fahren lassen wollen und entscheiden uns für etwas anderes.
Den Wander- und Spazierweg Petit Balcon Sud. Gegenüber dem Mont Blanc verläuft der Höhenweg etwa 100 – 200 meter über Chamonix. Durch Wälder und Lichtungen hat man immer wieder andere Ausblicke auf das Mont Blanc-Massiv. Zahlreiche Zuwege führen vom Tal auf den Höhenweg, sodass die Länge der Wanderung spontan angepasst werden kann. Auch hier bietet sich der Mont Blanc-Express oder kostenlose Stadtbus von Chamonix an, wenn man den Rückweg nicht zu Fuß zurücklegen möchte.
Daten zum Spaziergang
Länge 4,1 km, 240 hm Aufstieg, 240 hm Abstieg
Tour 3: Chamonix – Glacier des Bossons
Nach einer weiteren Nacht auf dem Seilbahnparkplatz wandern wir zum Glacier des Bossons. In 2-3 Stunden und 400 Höhenmetern kann man von der Stadt Chamonix in greifbare Nähe des eindrucksvollen Gletschers laufen. Dort gibt es eine sehr nette bewirtschaftete Berghütte. Die Betreiber betreiben eine bizarre Ausstellung: auf dem Gletscher oberhalb der Hütte sind 1950 und 1966 zwei indische Flugzeuge abgestürzt. Teile der Maschinen wurden vom Gletscher nach unten transportiert. So sind neben der Berghütte ein riesiges Fahrwerk-Rad einer Air-India-Maschine sowie weitere Wrackteile zu betrachten.
Da der Rückweg von einer alten Sesselbahn unterstützt wird, steigen wir noch zum 400 meter höher gelegenen Aussichtspunkt nahe des Chalets des Pyramides auf. Hier ist die Aussicht über den Gletscher und Chamonix noch beeindruckender. Auch hier befindet sich eine bewirtschaftete Berghütte.
Daten zur Wanderung
Länge 10,9 km, 870 hm Aufstieg, 470 hm Abstieg (bei Nutzung der Sesselbahn). Der Gratis-Bus bringt uns zurück zum Wohnmobil.
Tour 4: Wanderung Bellevue – Col de la Tricot – La Gruvaz
Nachdem wir es die letzten zwei Tage gemütlich haben angehen lassen, ist heute wieder eine große Tour dran. Unsere Wohnmobil-Mitfahrer lassen uns in Les Houches raus, von dort geht es mit der Seilbahn nach Bellevue auf 1800 m.
In der Seilbahn kommen wir mit Bergführer und Gipfelaspiranten für den Mont Blanc ins Gespräch, die zum Refuge de Tête Rousse weitereilen und auf günstiges Wetter für die Gipfelbesteigung hoffen.
Wir entscheiden uns für die Bergwanderung Richtung Col de la Tricot, die uns auf einem Höhenweg oberhalb einer beeindruckenden Schlucht und über eine Hängebrücke über den Gebirgsbach Torrent de Bionnassay führt.
Nun beginnt der Aufstieg zum 2100m hohen Übergang Col de la Tricot. Bei einer Pause können wir beobachten, wie sich der Gipfel des Mont Blanc in Wolken hüllt.
Da Wetter und Aussicht schön sind und wir früh dran sind, gönnen wir uns noch den nordwestlich des Passes gelegenen “Gipfel” Mont Vorassay (2299 m). Die Aussicht auf das Mont Blanc-Massiv ist wunderschön.Nach dem steilen Abstieg auf das 1550m hoch gelegene Chalet de Miage genießen wir die Pause dort. Diese Bergalm mit leckerem Essen könnte idyllischer nicht gelegen sein.
Dort sollte man aber nicht zu lang verweilen, denn es steht noch der restliche steile Abstieg nach La Gruvaz an. Dort haben uns unsere Mitreisenden das Wohnmobil abgestellt, sodass es von hier direkt zum nächsten Übernachtungsplatz geht.
Daten zur Wanderung Bellevue – Col de la Tricot – Chalet de Miage – La Gruvaz
Länge 12,2 km, 560m Aufstieg, 1350 m Abstieg, 10 km. Trittsicherheit, Bergschuhe und wetterfeste Ausrüstung erforderlich.
Das Wohnmobil könnt ihr auch am Bahnhof Saint-Gervais-Le-Fayet parken. Von dort geht’s mit der Tramway du Mont-Blanc zum Wander-Ausgangspunkt Bellevue. Vom Wanderziel La Gruvaz mit dem Bus 84 später zurück zum Parkplatz am Bahnhof.
Tour 5: Beaufortain: Das Roseland-Hochplateau
Nachdem wir einige Nächte auf Parkplätzen und Stellplätzen ohne Infrastruktur gestanden haben, benötigen Wassertanks und Toilette des Wohnmobils einen Service und wir machen Station auf dem einfachen, aber idyllisch gelegenen Camping Municipal Domelin in Beaufort. Wir zahlen nur 20 € für eine Nacht für 4 Personen inklusive Wohnmobil. Am nächsten Morgen wachen wir ausgeruht auf, füllen den Wohnmobil-Kühlschrank im örtlichen Supermarche auf und machen uns auf zur schönen Hochebene Roseland, die den Pass Cormet de Roseland umgibt.
Die Region namens Beaufortain ist zu Recht für Ihren Käse bekannt. Aber hier haben die Tourismusbehörden auch viel für ein attraktives Wanderwegnetz getan. Der Roc de Vent kann über einen interessanten Wanderweg aber auch über einen Klettersteig erreicht werden. Wir entscheiden uns für die Tour vom Cormet de Roseland zum Passeur de Pralognan. Erst über eine Fahrstraße, dann einen Wanderweg wird der Weg zu einem steilen Steig, der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangt. Der Ausblick auf dem Joch entschädigt für die Mühen. Der Mont Blanc hat sich zwar in Wolken gehüllt, aber das Panorama lässt uns kaum los. Wir müssen aber zeitig aufbrechen, um den Rückweg bis zum Cormet de Roseland zu bewältigen. Dort wartet im Wohnmobil-Kühlschrank leckerer Beaufort-Käse, frisches Baguette und ein guter Rotwein. Selten schlafen wir so gut wie in der Nacht unseres Wohnmobil-Urlaubs auf dem Pass!
Titelbild: Abendstimmung auf dem Cormet de Roseland, alle Bilder © Frieder Bechtel
Alex liebt es, die Welt zu entdecken – natürlich am besten auf vier Rädern! Obwohl sie vom Dauer-Fernweh geplagt wird, ist sie immer wieder gerne zu Hause in Köln. Ihre wichtigsten Zutaten für eine gelungene Reise: großartige Natur und gutes Essen. Schottland und Neuseeland haben einen besonderen Platz in ihrem Reiseherz. Mittlerweile ist Alex in ein anderes Unternehmen weitergezogen, aber ihre großartigen Reiseartikel bleiben uns natürlich erhalten.
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