Letztes Update: 10. Februar 2022
Die weiten, unberührten Landstriche Neuseelands und die vielerorts spürbare Abgeschiedenheit sind wie geschaffen für freiheitsliebende Urlauber, die der Natur besonders nahe kommen möchten. Doch: Leider ist Wildcampen in Neuseeland mittlerweile in den meisten Regionen grundsätzlich verboten. Wie ihr trotzdem so naturnah wie möglich campen könnt und welche Voraussetzungen euer Wohnmobil dafür erfüllen muss, haben wir für euch zusammengetragen.
1. Freedom Camping in Neuseeland – die Voraussetzungen
Wer in Neuseeland wild campen möchte, kann dies nicht ohne Weiteres nach Belieben tun. Leider hat das Verhalten einiger Camper in den letzten Jahren dazu geführt, dass das Land der Kiwis seine Regelungen hinsichtlich des freien Campens deutlich verschärft hat. Es gibt viele Regionen, an denen freies Übernachten strengstens verboten ist – Verstöße werden mit empfindlich hohen Geldbußen geahndet, hier versteht der Neuseeländer zu Recht keinen Spaß. Aber keine Sorge: Es gibt nach wie vor Stellplätze für Freedom Camping, auf denen ihr mitten in der Natur stehen dürft. Hierfür wird meist ein Fahrzeug mit unabhängiger Versorgung bzw. Self Containment benötigt. Was heißt das im Detail?
Per Definition durch den New Zealand Standard 5465:2001 (kurz: NZS 5465) verfügt ein Wohnmobil dann über eine unabhängige Versorgung, wenn der Frischwasser-Vorrat sowie der Abwasser- und Schmutzwasser-Tank für mindestens drei Tage ausreichen. Dabei gelten die folgenden Angaben:
Mindestkapazität (pro Tag + pro Person) | Mindestkapazität (gesamt pro Person) | |
---|---|---|
Frischwasser | 4 l | 12 l |
Abwasser-Tank* | 4 l | 12 l |
Schmutzwasser-Tank (WC) | 1 l | 3 l |
Angaben ohne Gewähr.
*Ist der Abwasser-Tank kleiner als der Frischwasser-Tank, muss die Möglichkeit bestehen, die Kapazität des Abwasser-Tanks zu überwachen, beispielsweise durch eine elektronische Anzeige.
Darüber hinaus muss das Wohnmobil für das Wildcampen in Neuseeland über folgende Ausstattung verfügen:
- eine Spüle
- einen Entsorgungsschlauch für Abwasser
- ein mit Deckel verschließbarer Abfalleimer
Verschärfte Regelungen: Seit Juni 2023 werden nur noch Wohnmobile fürs Wildcampen zertifiziert, die eine fest eingebaute Toilette haben. Portable Toiletten sind nach der Registrierung noch 24 Monate erlaubt, danach aber nicht mehr.
2. Wildcampen in Neuseeland – Benötigte Dokumente laut NZS 5465
Sind die oben genannten Voraussetzungen erfüllt, muss dies von offizieller Stelle zertifiziert werden. Dafür benötigt ihr:
- ein umfassendes „self containment“-Zertifikat, das immer im Fahrzeug mitgeführt werden muss,
- einen “self containment warrant”-Sticker, der an die linke Innenseite der Frontscheibe geklebt wird, sowie
- einen “self containment”-Sticker, der am Heck des Fahrzeugs (rechte, untere Ecke des Heckfensters oder an der Stoßstange) angebracht werden muss.
Für Besitzer eines Wohnmobils
Die entsprechenden Dokumente erhaltet ihr nach bestandener Inspektion, beispielsweise durch registrierte Wasserinstallateure und Klempner. Die sogenannten Self Containment Officers, die im ganzen Land freiwillig für die New Zealand Motor Caravan Association (NZMCA – nur für Mitglieder!) tätig sind, dürfen die Zertifikate ebenfalls ausstellen.
Die Inspektion und Ausstellung des Zertifikats über die NZMCA kostet Privatbesitzer eines Wohnmobils derzeit insgesamt 30 $ (+ GST) (Stand: 07/2018) und ist für vier Jahre gültig. Die Ausstellung des Zertifikats erfolgt meist binnen weniger Werktage nach erfolgreicher Prüfung.
Für Urlauber mit dem Mietwohnmobil
Natürlich müsst ihr nicht zwingend ein eigenes Wohnmobil besitzen, um in Neuseeland Stellplätze fürs Freedom Camping nutzen zu dürfen. Zahlreiche Vermieter verfügen über entsprechend zertifizierte Fahrzeuge. Hier könnt ihr euer Wohnmobil für Neuseeland mieten.
Grundsätzlich gilt, dass beispielsweise alle Fahrzeuge von Mighty, Britz und maui “self contained” sind, solange diese mit einer Dusche und einem WC ausgestattet sind. Auch bei Apollo, Cheapa Campa und JUCY ist ein Großteil der Fahrzeuge mit WC und Dusche für Freedom Camping in Neuseeland geeignet.
3. Freedom-Camping-Stellplätze mitten in der Natur finden (self contained)
Da das Wildcampen in Neuseeland immer unerwünschter wird, unterliegt es – je nach Region und Abgeschiedenheit – strengen Kontrollen. Dennoch gibt es über das ganze Land verteilt wilde, aber gepflegte Stellplätze, auf denen das Freedom Camping durchaus gestattet ist. Rankers hat eine Übersichtskarte mit Freedom Camping Spots in Neuseeland erstellt, auf der ihr nach einem geeigneten Platz suchen könnt. Alternativ eignet sich auch die App Camper Mate, um Stellplätze zu identifizieren.
Hierbei handelt es sich meist um ausgewiesene Plätze in Gemeinden oder Nationalparks, die über kein WC verfügen – deswegen sind nur self-contained Wohnmobile erlaubt. Aber: Das Campen muss eindeutig durch ein Schild erlaubt werden, ansonsten ist es verboten!
Wenn euch die Self Contained Stellplätze nicht wild genug sind, könnt ihr auch auf einigen ausgewiesenen Privatgrundstücken campen. Auch hier gilt aber: Ein Schild muss das Wildcampen explizit erlauben. Privatgrundstücke, auf denen das freie Campen erlaubt ist, findet ihr über die App okay2stay.
Alternative zum Wildcamping: DOC Campingplätze (non self contained)
Wenn euer Fahrzeug nicht über ein „self containment“-Zertifikat verfügt, ihr der Natur aber trotzdem so nahe wie möglich kommen möchten, gibt es tolle Alternativen. So betreibt das Department of Conservation (kurz: DOC) hunderte öffentliche Campingplätze mitten in der Natur. In der Regel verfügen diese Campingplätze mindestens über ein WC. Dabei werden vor allem drei Kategorien unterschieden:
- Basic
- Standard
- Serviced
Basic Campinggrounds sind meist kostenlos, allerdings ist die Ausstattung hier auf ein Minimum beschränkt (beispielsweise Toiletten und Wasser aus einem Tank). Campingplätze der Kategorien Standard und Serviced bieten deutlich mehr Komfort, können aber bis zu 21 $ pro Person und pro Nacht kosten.
Wenn nicht anders ausgeschildert, sind auf den DOC-Plätzen auch Fahrzeuge ohne unabhängige Versorgung gestattet. Im Vorfeld könnt ihr übrigens nur die Serviced Plätze reservieren, bei den beiden anderen gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
4. “Leave no trace” – richtiges Verhalten beim wilden Campen
Beim Freedom Camping steht Nachhaltigkeit und der Erhalt der neuseeländischen Natur an vorderster Stelle. Ein angemessenes, respektvolles Verhalten hilft dabei, die Schönheit sowie die Tier- und Pflanzenwelt zu bewahren. Die folgenden Regeln solltet ihr unbedingt einhalten:
- Verlasst euren Übernachtungsplatz immer genau so wie ihr ihn vorgefunden haben – jeglicher Abfall muss ordnungsgemäß entsorgt oder sogar mitgenommen werden. Schäden an der Natur sollten nach größtem Bemühen vermieden werden. “Leave no trace” (“hinterlasse keine Spuren”) lautet hier das höchste Gebot.
- Zum Duschen und für den Gang zur Toilette solltet ihr immer die sanitären Einrichtungen in eurem Fahrzeug oder auf dem Stellplatz (falls vorhanden) nutzen. Auf keinen Fall solltet ihr Schmutz- und Abwasser einfach in der Natur entsorgen – für diesen Zweck müssen eigens dafür vorgesehene Dumping-Stationen verwendet werden.
- Viele Felder, Wiesen und Weiden befinden sich zwar in traumhafter Naturlage, sind jedoch in Privatbesitz – ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Besitzers solltet ihr hier nicht übernachten.
- Einige Bereiche sind mit “No Camping”-Schildern gekennzeichnet. Auch hier ist das Übernachten nicht gestattet.
- Feuer darf nur an entsprechend gekennzeichneten Stellen entfacht und muss vor der Abreise vollständig gelöscht werden.
Für weiterführende Informationen zum Thema Wildcampen in Neuseeland empfehlen wir euch die offiziellen Webseiten des Ministry for the Environment sowie der New Zealand Motor Caravan Association Inc. Auf unserem Blog könnt ihr euch auch über das Wildcamping in anderen Ländern informieren.
Wir möchten euch an dieser Stelle einen Rat mit auf den Weg geben: Ihr seid in Neuseeland keinesfalls auf euch allein gestellt. Nicht nur zahlreiche Campingurlauber und Einwohner helfen euch bei Fragen gerne weiter.
Möchtet ihr euch über aktuelle Hinweise und Regelungen erkundigen, stehen euch über das ganze Land verteilt mehr als 80 i-SITE-Besucherzentren zur Seite. Wenn ihr euch nicht sicher seid, wo ihr vor Ort übernachten dürft oder welche Regelungen es zu beachten gilt, nutzt diesen Service! Dies ist insbesondere deshalb wichtig und empfehlenswert, weil sich Gesetze regional stark unterscheiden können.
Hinweis: Alle Angaben in diesem Artikel sind trotz sorgfältiger Recherche ohne Gewähr.
Bilder: © maui / © Britz
Einsteigen und losfahren! Für mich gibt es nichts Schöneres, als jeden Morgen an einem anderen Ort aufzuwachen und nicht zu wissen, was der Tag mit sich bringt. Meine bisherigen Reisehighlights sind Mexiko und Irland. Immer dabei: mein leuchtend grüner Backpack.
4 Kommentare
Hallo! Das ist eine tolle Homepage – danke für die vielen Infos! Die helfen bei der Planung ungemein weiter! Wir planen eine 3-wöchige Campertour auf der Südinsel im August und fragen uns, ob denn auch alle Camping Sites im Winter geöffnet sind. Wie und wo findet man denn da eine Übersicht? Es wurde mal in den Kommentaren eine App erwähnt – wie heißt diese App? Vielen Dank für die Hilfe :-)!
Hallo Isabel,
vielen Dank, das freut uns sehr 🙂
Zur ersten Frage: Die meisten neuseeländischen Campingplätze haben das ganze Jahr über geöffnet. Generell würden wir im August eher zu einem Stellplatz mit Stromanschluss raten, damit ausreichen geheizt werden kann. Gerade auf der Südinsel kann es zudem sein, dass manchen Campingplätze im Winter nicht erreichbar sind, weil die Zufahrtsstraßen witterungsbedingt gesperrt sind. Also am besten im Vorfeld schon ein paar Campingplatz-Optionen raussuchen, dann klappt’s bestimmt!
Zur zweiten Frage: Eine der besten Stellplatz-Apps für Neuseeland ist CamperMate. In unserem Artikel zu den Stellplatz-Apps gibt’s mehr Infos.
Viele Grüße
Alex von CamperDays
Wow, das klingt ja verdammt kompliziert, wenn wir das gewusst hätten, wären wir nieeemals in das wunderbare Land der weißen Wolke gereist.
Wir sind deutsche Beamten-Spießer mit zwei kleinen Kindern und haben es bis auf drei von 49 Nächten immer geschafft mit unserem Certified Self Contained (ja, zugegeben, ohne ist schwierig) Van von einem kleinen sympatischen Anbieter, legal für lau in der Hauptsaison zu übernachten.
Für unsere Jungs und uns war es so entspannter, als Rücksicht auf die Campingplatznachbarn zu nehmen.
Leute, das geht, holt euch eine Camper-App im www. und haltet die Augen offen. Dann noch den Kopf an und natürlich (!) keinen Dreck machen und niemanden stören.
PS: zu den ISites: Die Leute dort kennen sich richtig gut vor Ort aus und haben tolle Tipps für alles möglich, sind dazu noch supergeduldig, freundlich, entspannt (Kiwis eben), aber sie werden euch keinen Platz empfehlen, an dem man gaanz alleine und romantisch die Nacht verbringen kann. Ist ja logisch, dann ist es ja nicht mehr alleine und romantisch.
Die DOC-Plätze sind mittlerweile etwas teurer geworden, fast alle kosten zumindest eine Kleinigkeit (ab 8 Dollar pro Person), dafür kümmert sich Herr DOC auch liebevoll um Plätze, Schilder und Wanderwege.
Gute Reise und KIA ORA
Hallo T,
vielen Dank für das Teilen Ihrer Neuseeland-Erahrungen! Genauso ging es uns auch, als wir 2014 mit dem Camper in Neuseeland unterwegs waren. Die Menschen dort sind unglaublich hilfsbereit und wenn man sich informiert und rücksichtsvoll verhält, ist Wildcamping kein Problem.
Die im Artikel beschriebenen Regelungen und Einschränkungen sollen auf keinen Fall abschrecken, sondern zukünftigen Neuseeland-Reisenden alle wichtigen Infos an die Hand geben. Mit einem Certified-Self-Contained-Fahrzeug findet man viele wunderschöne Gratis-Stellplätze … man darf sich aber eben auch nicht überall einfach hinstellen.
Vielen Dank auch für den Input zu den DOC-Campingplätzen. 2014 war es tatsächlich gar nicht schwer, kostenlose DOC-Plätze zu finden. Aber selbst 8 Doller ist ja noch recht günstig.
Viele Grüße
Alex von CamperDays