Was für ein spannender Mix! Denn Länderhopping zwischen Estland, Lettland und Litauen ist wie Stadt, Land, Fluss spielen – nur dass ihr mit dem Wohnmobil durchs Baltikum live dabei seid. Heute die faszinierende Altstadt von Riga, morgen eine Abenteuerwanderung durch die Wälder im Nationalpark und am Ende warten traumhafte Ostseestrände auf euch und euren Campingstuhl. Trotz der geografischen Nähe bieten die drei baltischen Staaten viel Abwechslung und ein Potpourri an Outdoor-Aktivitäten. Und da die Hauptstädte Vilnius, Riga und Tallinn angenehm überschaubar sind, könnt ihr auf eurer Baltikum-Route mühelos alle drei besuchen und ein kulturelles Highlight nach dem anderen einstecken. Damit ihr nichts verpasst, haben wir für euch eine bunte Rundreise für euren Besuch zusammengestellt.
Mit dem Wohnmobil durchs Baltikum: Die Route und alle Reiseziele
Euer Wohnmobil könnt ihr entweder in Tallinn abholen oder ihr mietet den Camper schon in Deutschland und fahrt über die Grenzen – im Schengenraum ist das kein Problem.
Das ist die Wohnmobil-Route fürs Baltikum (Karte)
- Estland: Tallinn, Lahemaa Nationalpark, Saarema
- Lettland: Weiße Düne von Saulkrasti, Gauja-Nationalpark, Riga
- Litauen: Aukštaitija Nationalpark, Vilnius
- Rückreise nach Tallinn
Nationalpark Aukschtaitien, Ignalinos seniūnija, Ignalinos rajono savivaldybė, Bezirk Utenen, Litauen
Gaujas, Līgatne, Cēsu novads, LV-4110, Lettland
Baltā kāpa, Saulrieta taka, Pabaži, Neubad, Saulkrastu novads, Lettland
Ösel, Estland
Dauer: 2,5 bis 4 Wochen
Gesamtstrecke: 1700 Kilometer
Fahrtzeit: rund 25 h
Die beste Reisezeit: Die baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen könnt ihr hervorragend im Frühling, Sommer und Herbst bereisen – am besten zwischen April und Oktober. Das Baltikum steht für ein gemäßigtes Klima. Selbst in den Hochsommermonaten ist es nicht zu heiß, sodass euer Wohnmobil nicht direkt zum Backofen mutiert.
Ist Wildcampen im Baltikum erlaubt?
Estland, Lettland und Litauen sind tolerante Camping-Länder. Mit dem Wohnmobil frei stehen ist auf unkultiviertem, öffentlichem Land erlaubt. Ausgenommen sind Städte und städtische Gebiete sowie Privatgrundstücke. In den Naturschutzgebieten und Nationalparks ist Wildcampen eingeschränkt möglich – informiert euch am besten vorher, damit ihr keine Strafe zahlen müsst und steuert im Zweifel lieber kostenpflichtige Campingplätze an.
Wohnmobil-Rundreise im Baltikum: Highlights der Strecke
1. Tallinn: Klassik trifft Moderne
Hip, modern und bei Start-up-Unternehmen absolut angesagt: Tallinn hat sich in den letzten Jahren unglaublich gewandelt. Etliche Gründer und Co-Worker haben in Estlands Hauptstadt ihre Zelte aufgeschlagen – auch der Konzern Skype wurde hier geboren.
Der aufstrebende Spirit macht sich in vielen Szene-Restaurants und Läden bemerkbar, die ihr in den gemütlichen, alten Gassen Tallinns finden werdet. Spaziert durch die traumhaft schöne Altstadt, deren mittelalterliche Gebäude auch heute noch erhalten sind. Sehenswert ist auch der Kadriorg-Schloss- und Stadtpark mit seinen prächtigen Gärten. Anschließend könnt ihr die sieben Kilometer bis zum Pikakari Beach fahren und euren Zeh in die Ostsee halten. Alles ist gut zu erreichen und zu schaffen.
2. Lahemaa-Nationalpark: Hui Buh, das Gespenstermoos
Fahrtzeit Tallinn – Lahemaa Nationalpark: 1 Stunde
Länge: 70 km
Nur eine Stunde von Tallinn entfernt erreicht ihr das Lahemaa-Wanderparadies. Steuert am besten zuerst das Nationalparkzentrum in Palmse an, damit ihr einen Überblick erhaltet. Sehr beliebt ist die Rundwanderung im Viru-Moor, die ihr ruhig auf eigene Faust unternehmen könnt. Auf Holzplanken erkundet ihr das Hochmoor mit seinem weißen „Gespenstermoos“.
Zum Nationalpark gehören auch urige Dörfchen wie Käsmu und Altja, die typisch für ihre schönen bunten Holzhäuser, Gutshöfe und Fischerkaten sind. Die Küste im Lahemaa-Nationalpark ist eher steinig und bewachsen. Gute Nachricht: In Võsu und Loksa gibt es zwei Sandstrände mit windgeschützten Buchten, sodass ihr aufs Baden nicht verzichten müsst.
3. Saaremaa: Tierisch was drauf und trotzdem friedlich
Fahrt- und Fährzeit Lahemaa Nationalpark – Saarema: 4,5 Stunden
Länge: 280 km
Lust auf Meer? Dann macht unterwegs einen Abstecher nach Saaremaa, die „Insel des Wacholders und der Windmühlen“. Problemlos könnt ihr vom Festlandhafen Virtsu mit der Autofähre nach Muhu übersetzen. Von hier aus geht es über den Damm auf die Insel, deren wildromantische Landschaft für unvergessliche Wow-Momente sorgt.
Ja, Saarema ist und bleibt ein Eldorado für Natur- und Tierfans. Nicht nur Robben und Seeadler fühlen sich hier wohl, auch Elche, Bären und Luchse bekommt ihr mit ein bisschen Glück vor die Linse. Das Inselleben ist herrlich ruhig und entspannt, mit einsamen Seen, Stränden und unberührter Natur. In der größten Stadt Kuressaare findet ihr trotzdem alles, um einen gemütlichen Abend im Restaurant oder auf dem Campingplatz zu verbringen.
4. Düne von Saulkrasti: Der weiße Riese
Fahrt- und Fährzeit Saarema – Saulkrasti: 5 Stunden
Länge: 300 km
Damit ihr auch in Lettland entspannt auf Touren kommt, könnt ihr die wunderschöne Ostseeküste herunterfahren und mit dem Camper-Stopps in Ainazi, Kuivizi oder Vitrupe einplanen. Am besten habt ihr eure Badesachen immer griffbereit, denn die Strände hier sind atemberaubend.
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Tipp: Unbedingt an der Weißen Düne von Saulkrasti halten und auf dem vier Kilometer langen Sonnenuntergangspfad die Abendstimmung genießen! Nicht umsonst gilt sie als eine der schönsten Dünen Lettlands.
5. Gauja: These park is made for walking
Fahrtzeit Saulkrasti – Gauja-Nationalpark: 1 Stunde
Länge: 60 km
Auf 920 Quadratkilometer Naturlandschaft kann man sich ordentlich austoben. Gut, dass euch der Gauja-Nationalpark etliche tolle Möglichkeiten dafür bietet: Ob Wanderungen, Kajaktouren oder Höhlenbesichtigungen, ihr solltet am besten nichts auslassen. Die Gutmannshöhle ist die größte grottenartige Höhle im Baltikum und mit Inschriften aus dem 17. Jahrhundert geschmückt.
Entdeckt den Charme der Burgen und der Cēsiser Altstadt, erkundet das Landgut Ungurmuiža oder fahrt mit der Seilbahn von Sigulda nach Krimulda. Ihr seht schon: Langweilig wird es im Gauja-Tal keineswegs.
6. Riga: Hauptstadt mit Charme und Geschichte
Fahrtzeit Nationalpark Gauja – Riga: 1,5 Stunden
Länge: 100 km
Wo hier nur anfangen? Schon allein die Altstadt beherbergt so viele kulturelle und bauliche Schmuckstücke: Da wären das Schwarzhäupterhaus, die St. Petrikirche und das historische Zentrum mit der beeindruckenden Jugendstilarchitektur. Klasse ist eine Radtour durch den Mežapark, eines der ältesten Gartenstadtviertel Rigas, wo auch Kinder und Aktive voll auf ihre Kosten kommen.
Kleine Stärkung zwischendurch? Als moderne Hauptstadt gibt es in Riga ein abwechslungsreiches Gastro-Angebot mit hippen Frühstücksbars, vegan-freundlichen Restaurants und natürlich regionaler Feinschmeckerküche. Labu apetīti!
7. Aukštaitija-Nationalpark: Seen und gesehen werden
Fahrtzeit Riga – Aukštaitija-Nationalpark: 3 Stunden 20 Minuten
Länge: 256 km
Litauen, wir kommen! Von Riga aus sind es mit dem Camper nur knapp 90 Kilometer bis zur Landesgrenze. Von dort aus erreicht ihr mit dem Wohnmobil durchs Baltikum nach weiteren zweieinhalb Stunden den Aukštaitija-Nationalpark. Vor euch liegen 126 Seen, die über Flüsse und Kanäle miteinander verbunden sind.
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Mietet euch ein Kanu oder wandert den schönen Rundweg am Lūšių-See, der atemberaubende Ausblicke auf die umliegenden Landschaften bietet. Achtung, Kulturschock: In der Nähe des Aukštaitija-Nationalpark befindet sich das stillgelegte Atomkraftwerk Ignalina. Es gibt eine Tour durch das Kraftwerk und auch die Atomsiedlung Visagnias könnt ihr besichtigen.
8. Vilnius: Kultur mit Klößen
Fahrtzeit Aukštaitija Nationalpark – Vilnius: 1 Stunde 40 Minuten
Länge: 119 km
Keine Sorge, euer Navi spielt nicht verrückt. Vilnius wird nur gerne „Rom des Nordens“ genannt und ihr werdet auch schnell merken, warum das so ist: Barocke Kirchen und Glockentürme wohin ihr seht, die dem Stadtbild einen italienischen Touch verleihen. Spaziert durch die mittelalterlichen Gassen von Vilnius, deren Altstadt seit 1994 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt.
Absolut sehens- und liebenswert ist das Univiertel mit kleinen Plätzen und prächtigen Innenhöfen, der Gediminas-Turm, das Künstlerviertel Užupis und die große Markthalle Hales Turgus – unbedingt in den Seitengassen Cepelinai, also Kartoffelklöße probieren!
9. Rückfahrt nach Tallinn: Besser halblang machen
Fahrtzeit Vilnius – Tallinn: 7,5 Stunden
Länge: 600 km
Natürlich schafft ihr die 600 Kilometer von Vilnius nach Tallinn in einem Rutsch. Wer die Rückreise jedoch gemütlich angehen möchte, kann einige Zwischenstopps einlegen – zum Beispiel im Kemeru-Nationalpark an der lettischen Ostseeküste oder entlang der Kurischen Nehrung in Litauen. Auch in Pärnu könnt ihr mit dem Wohnmobil halten, es ist einer der beliebtesten Badeorte Estlands und bekannt für seine schönen Strände.
Titelbild:#219576497, Urheber: Roman Babakin – stock.adobe.com
Kraterwandern in Island, ein Roadtrip durch sechs US-Staaten oder Oldtimer fahren auf Kuba: Ich durfte bereits viele faszinierende Orte dieser Welt entdecken. Mit dem Camper oder Mietwagen reise ich besonders gerne, denn kein Gefühl ist schöner als völlig flexibel unterwegs zu sein. Muss unbedingt mit in den Urlaub: tonnenweise Musik und mindestens ein gutes Buch.