Der höchste Berg in den USA, die tiefste Schlucht Nordamerikas und das größte Lebewesen der Welt – der Kings Canyon und Sequoia National Park sind zwei Naturregionen der Superlative. In den beiden benachbarten Nationalparks sind die Riesenmammutbäume höher und zahlreicher als sonst irgendwo in der Sierra Nevada. Gigantisch sind hier auch die Berge – beispielsweise der Mount Whitney, der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas. Wir zeigen euch, welche Sehenswürdigkeiten ihr nicht verpassen dürft , wie ihr euren Besuch am besten plant und wo ihr vor Ort campen könnt.
1. Lage und Anfahrt
Der Sequoia und Kings Canyon Nationalpark befinden sich im Westen der USA, in der Sierra Nevada im Bundesstaat Kalifornien. Wenn ihr euren Mietcamper zum Beispiel in San Francisco oder Los Angeles abholt, seid ihr rund vier bis fünf Stunden unterwegs.
Die beiden Nationalparks gehören aufgrund ihrer direkten Nähe zueinander zu einer gemeinsam verwalteten Einheit. Für beide gilt eine gemeinsame Eintrittgebühr in Höhe von $35.00, wenn ihr mit einem Fahrzeug anreist.
Von Süden fährt der Highway 198 gleich hinter dem Ort Three Rivers bei Ash Mountain in den Sequoia National Park, von wo aus er als kurvenreicher Generals Highway hinauf zum Giant Forest läuft. Vom Westen führt der Highway 180 nahe dem Grant Grove in den Kings Canyon National Park und dann die Schlucht hinunter nach Cedar Grove.
Lodgepole Village bzw. Grant Grive Village sind die wichtigsten Anlaufstellen in den Parks. In beiden gibt es Visitor Centers, Postämter, Märkte, Geldautomaten, Waschsalons und öffentliche Duschen (nur im Sommer).
2. Sehenswürdigkeiten im Kings Canyon und Sequoia National Park
Kings Canyon, Fresno County, Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika
General Sherman Tree (Sequoia)
Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten in den Nationalparks sind ohne Frage die Riesenmammutbäume (Sequoiadendron giganteum), die dem Sequoia National Park seinen Namen einbrachten. Was müssen sich wohl die ersten Entdecker dieser Giganten gedacht haben, als sie im Schatten dieser Kolosse standen? Ehrfurcht? Faszination? Vielleicht sogar Angst oder Zweifel am eigenen Verstand? Vermutlich ein bisschen was von allem.
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In der Region Giant Forest stehen die meisten und größten Mammutbäume. Der General Sherman Tree, der sich ebenfalls hier befindet, ist der Goliath unter der Riesen. An der Basis hat sein Stamm einen Durchmesser von über 10 Metern und einen Umfang von mehr als 30 Metern. Seine größten Äste sind mit einem Durchmesser von zwei Metern dicker als die meisten Menschen groß sind!
Mehr als 2.000 Jahre hat der Gigant schon auf dem Buckel. Über 80 Meter ragt er in die Höhe – das ist höher als manch ein 20-stöckiges Gebäude. Damit gilt er hinsichtlich seiner Masse als das größte Lebewesen der Welt. Der Wahnsinn! Im Vergleich dazu fühlt man sich richtig winzig.
Giant Forest Museum und Moro Rock(Sequoia)
Eine kurze Camper- oder Shuttlefahrt südlich von Lodgepole Village zeigt das kleine Museum Ausstellungen zur Ökologie der Riesenmammutbäume und zum Naturschutz.
Ganz in der Nähe des Museums befindet sich übrigens noch eine weitere Sehenswürdigkeit: An der Crescent Road führen steile Stufen circa hinauf auf den Moro Rock, von dem aus ihr einen fantastischen Blick über die Great Western Divide und den serpentinenartigen Generals Highway habt. Der über 2.000 Meter hohe Granitfelsen thront imposant über den umliegenden, üppigen Wäldern. Für den Aufstieg müsst ihr ein wenig Mühe in Kauf nehmen – 400 Stufen führen zum Gipfel. Aber es lohnt sich!
Vom Museum aus könnt ihr alternativ auch zum Granitfelsen wandern, die Strecke ist bequem unter einer Stunde zu schaffen.
Crystal Cave (Sequoia)
Zahlreiche Höhlen ziehen sich durch den Untergrund des Sequoia National Park. Zwischen Mitte Mai und Ende November empfehlen wir euch einen Besuch der Crystal Cave. Die Höhle wurde 1918 entdeckt; ihre Marmorformationen sind schätzungsweise 10.000 Jahre alt. Hier, kurz hinter dem markanten, spinnennetzartigen Eingangstor der Höhle, erwartet euch eine ganz eigene, unterirdische Welt mit bizarren Gesteinsformationen und uralten Stalagmiten und Stalaktiten.
Tickets für die Standardführung (45 Minuten) solltet ihr unbedingt vorab reservieren! Unserer Meinung nach reicht eine Dreiviertelstunde aber kaum aus, um sich die Höhle richtig anzuschauen. Bei der anderthalbstündigen “Discovery Tour” könnt ihr euch mit Taschenlampen ausgerüstet weiter ins Innere der Höhle vorwagen. Bringt eine Jacke mit, in der Höhle ist es selbst im Sommer kühl!
Ihr seid körperlich fit und wollt mal ein richtiges Abenteuer erleben? Während der “Wild Cave Tour” dringt ihr mit Stirnlampen und Knieschonern tief in unterirdische Passagen vor und kriecht durch enge Felsspalten. Ohne die Lampen herrscht hier unten absolute Finsternis. Die Tour dauert in der Regel mindestens vier Stunden und ihr sollter bedenken, dass ihr dabei ordentlich schmutzig werden – aber so ist das beim Erforschen nunmal! Tickets müsst ihr unbedingt VOR der Führung buchen. Die Karten könnt ihr im Foothills Visitor Center oder Lodgepole Visitor Center kaufen. Da die Touren vor allem im Sommer schnell ausgebucht sind, empfehlen wir eine Online-Buchung bis zu 30 Tage im Voraus.
Mineral King (Sequoia)
Das Goldgräber- und Holzfällercamp aus dem späten 19. Jahrhundert liegt in 2.286 Metern Höhe und ist von zerklüfteten Gipfeln und Bergseen umgeben. Die 25 Meilen (402 Kilometer) lange malerische Zufahrt (Mineral King Road, einspurig) führt euch durch fast 700 halsbrecherische Kurven und ist in der Regel von Mitte Mai bis Ende Oktober geöffnet. Für die richtig Harten untre euch gibt es eine Backpacking-Route durch die Berge; hierfür solltet ihr allerdings genug Kondition mitbringen.
General Grant Grove und Kings Canyon (Kings Canyon)
Nördlich vom Grant Grove Village strotzt der General Grant Grove nur so von majestätischen Giganten. Jenseits davon windet sich der Highway 180 auf 30 Meilen (48 Kilometer) als Scenic Byway hinunter in den Kings Canyon, vorbei an kantigen Felswänden mit Wasserfällen. Der Kings Canyon ist eine der tiefsten Schluchten auf dem nordamerikanischen Kontinent – bis zu 2.500 Meter!
Von Grant Grove aus könnt ihr der Straße knapp 50 Kilometer folgen, zunächst nach Norden, dann immer weiter Richtung Osten. Etwa auf Höhe des Hume Lakes aber ist die weitere Strecke im Winter gesperrt und nur zwischen Frühling und Spätherbst befahrbar. Dabei beweget ihr euch stets entlang des King Rivers und könnt immer wieder anhalten, um die traumhafte Natur zu genießen.
Unterwegs kommt ihr an einigen atemberaubenden Aussichtspunkten vorbei, darunter dem beliebten Junction View. Weiter dem Weg folgend, lohnt sich ein Zwischenstopp an den Wasserfällen Grizzly Falls und Roaring Falls, bevor ihr schließlich am Endpunkt des Highways ankommt – treffenderweise “Road’s End” genannt. Wer noch weiter in die Schlucht vordringen möchte, muss wandern.
Cedar Grove (Kings Canyon)
Cedar Grove Village ist der letzte Vorposten der Zivilisation vor der rauen, grandiosen Wildnis der Sierra Nevada. Ein Wanderweg führt von Roads End, wo es am Fluss einen Strand und im Sommer Badestellen gibt, hinauf zu den tosenden Mist Falls. Hin und zurück seid ihr rund 13,5 Kilometer unterwegs. Zu anstrengend? Dann könnte der 2,4 Kilometer lange Naturpfad rund um den Zumwalt Meadow genau das richtige für euch sein. Er befindet sich gleich westlich von Roads Ends und ist perfekt für Vogelbeobachtungen.
Boyden Cavern (Kings Canyon)
Die Höhle ist zwar kleiner und nicht so eindrucksvoll wie die Crystal Cave im Sequoia National Park, dafür braucht ihr aber vorab kein Ticket zu besorgen, um die spielerisch wirkenden Felsformationen zu bestaunen.
3. Wandern gehen in den Nationalparks
Über 1.250 ausgeschildete Kilometer an Wanderwegen beweisen: Der Kings Canyon und Sequoia National Park sind ein wahres Paradies für Outdoor-Fans. Die beiden Parks verlaufen in einer Höhe von etwa 400 bis 4.000 Metern! Dadurch sind hier die unterschiedlichsten Lebensräume und Klimazonen zu finden, in denen etliche Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind. Die beiden Naturgebiete sind außerdem Heimat unzähliger Tierarten, darunter mehr als 100 Vogelarten. Zu den größeren Säugetieren gehören Bären, Hirsche, Füchse, Kojoten und sogar vereinzelt Berglöwen.
Was ihr zum Wandern in den Parks wissen solltet:
- Cedar Grove und Mineral Kings sind die besten Zugänge zur Natur. Während die Wege normalerwweise gegen Sommeranfang geöffnet werden, kann in der Umgebung von Foothills ganzjährig gewandert werden.
- Für Wildnistouren mit Übernachtung braucht ihr eine Genehmigung, die von Ende Mai bis Ende September nach einem Quotensystem vergeben wird, also vorab reservieren!
- Im Sommer könnt ihr euch im Hume Lake – er befindet sich im National Forest abseits des Highway 180 – und in beiden Parks an Schwimmlöchern im Fluss abkühlen.
- Im Winter sind Skilanglauf- oder Schneeschuhtouren unter den verschneiten Sequoias möglich. Leihausrüstung gibt’s im Grant Groove Village und bei der Wuksachi Lodge. Präperierte Langlaufloipen und andere Wintersportmöglichkeiten bietet die altmodische Montecito Sequoia Lodge abseits des General Highways zwischen den beiden Parks.
4. Klima, Wetter und Reisezeit
Der Kings Canyon und Sequoia National Park sind das ganze Jahr über geöffnet. Manche Straßen und Streckenabschnitte (beispielsweise nach Cedar Grove oder Mineral King) können ab dem späten Herbst bis zum Frühling aber zugeschneit und gesperrt sein. Im Grunde hat aber jede Jahreszeit hier ihren ganz eigenen Reiz.
- Im Frühling, der ca. von April bis Juni andauert, sind einige Regionen noch schneebedeckt. In weiten Teilen des Parks ist die Schneeschmelze jedoch bereits in vollem Gange – dadurch sind Wasserfälle und Flüsse besonders mächtig und spektakulär, aber auch mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Wo die Sonne schon an Kraft gewinnt, blühen Wildblumen in den prächtigsten Farben.
- Im Sommer, etwa von Juli bis Anfang September, herrscht in den Nationalparks Hochsaison. Je nach Höhenlage kann es dann richtig heiß werden, denkt also daran, ausreichend zu trinken. Zu dieser Zeit ist außerdem mit den meisten Besucherinnen und Besuchern zu rechnen. Das solltet ihr bei der eventuellen Buchung von Touren und Stellplätzen berücksichtigen.
- Ab Mitte September zieht der Herbst ins Land. Dann dominieren wunderschöne Farben in satten Gelb-, Orange- und Rottönen das Landschaftsbild und bieten fantastische Fotomotive. Bis November wird es stetig kälter und ab Oktober ist wieder mit zunehmenden Schneefällen zu rechnen.
- In der Regel hat ab November langsam aber sicher der Winter das Sagen. Viele Strecken und Pässe sind zugeschneit. Dafür bieten sich einzigartige Ausblicke auf die verschneite Landschaft. In dieser Zeit eignen sich manche Regionen, beispielsweise im Giant Forest oder Giant Grove, bestens zum Skifahren. Darüber hinaus können (teilweise geführte) Schneeschuh-Touren unternommen werden.
5. Camping im Kings Canyon und Sequoia National Park
Campingreservierungen sind im Sommer bei den Plätzen Lodgepole und Dorst im Sequoia National Park möglich. Bei den zwölf weiteren erschlossenen Plätzen in den Parks gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wildcampen ist im Nationalpark übrigens – wie in fast allen US-amerikanischen Parks – verboten. Für einen Standard-Stellplatz zahlt ihr in den beiden Nationalparks $32.
🚐 Lesetipp: Mehr Infos zum Campen in den USA
Die Campingplätze Lodgepole, Azalea, Potwisha und South Fork sind ganzjährig geöffnet. Bei Komplettbelegung könnt ihr in den umliegenden Sequoia National Forest ausweichen. Mehr Infos zu allen Campingplätzen, Straßensperrungen und Co. findet ihr auf der offiziellen Seite des Nationalparks.
Titelbild: 225583532 – ©Jonathan – stock.adobe.com
Kraterwandern in Island, ein Roadtrip durch sechs US-Staaten oder Oldtimer fahren auf Kuba: Ich durfte bereits viele faszinierende Orte dieser Welt entdecken. Mit dem Camper oder Mietwagen reise ich besonders gerne, denn kein Gefühl ist schöner als völlig flexibel unterwegs zu sein. Muss unbedingt mit in den Urlaub: tonnenweise Musik und mindestens ein gutes Buch.